Wanderung zum Schönbuchturm
Der im Sommer 2018 eröffnete Schönbuchturm ist ein Beispiel dafür, wie harmonisch sich ein architektonisches Meisterwerk in die Landschaft einfügen und damit zu einem touristischen Magnet werden kann. Am Sonntag, 20.1.19 hatten die Wanderführer Christa und Walter Deringer von der Ortsgruppe Aichwald des Schwäbischen Albvereins eine elf Kilometer lange Wanderung angeboten, welche von Nufringen über den Schönbuchturm nach Herrenberg führte. Trotz der Kälte und bedecktem Himmel waren 16 Personen gekommen, um das Bauwerk kennen zu lernen. Am Bahnhof Nufringen begrüßte der Wanderführer die Gruppe mit der Ansage, dass Abkürzungen der schnellste Weg seien, um an einen Ort zu kommen, an den man nie gelangen wollte. Und er betonte, dass man heute auf Umwegen zum Ziel gelangen würde. Folgerichtig startete man nach Osten in Richtung Rohrau. Der alte Necknamen der Rohrauer „Saadmanne“ erklärt sich aus der Tatsache, dass Rohrau am Fuße einer Stubensandsteinbank des Schönbuchs liegt. Die Rohrauer verdienten sich ein Zubrot mit dem Abbau von Sand, der gemahlen wurde und zur Reinigung von Dielen und Tischen Verwendung fand. Genau so wichtig war der Abbau von Gipskeuper, der unterhalb des Sandsteins liegt, für die Bauindustrie. Im Laufe von Jahrmillionen hat Wasser steile Seitentäler in den Stein gekerbt. Eines davon wurde vor einigen Jahren zu einer heute still gelegten Mountainbike-Abfahrtstrecke ausgebaut. In dieser Kerbe gewinnt man rasch an Höhe und oben findet sich eine kleine Rundhütte, in der die Wanderführer einen Aufmunterungsdrink und eigenes Gebäck verteilten. Auf abwechslungsreichen Wegen, teils schmal, mitunter steil und naturbelassen, vorbei an Quellen, eisbedeckten Tümpeln, dem „breiten Stein“ war man rasch zum „kalten Brunnen“ gelangt. Noch ein kurzer Anstieg und der Schönbuchturm war erreicht. Hoch aufragend, sich nach oben verbreiternd steht er filigran auf dem Gipfel des Stellbergs. Drei Etagen in 10, 20 und 30 Metern Höhe sind zu erklimmen und je höher man steigt, desto weiter kann man hineinschauen in die Gegend – theoretisch über den Schönbuch im Osten und im Süden bis zur Alb, vom oberen Gäu bis zum Schwarzwald im Westen – falls die Sicht klar ist. War sie leider nicht. Dennoch lohnt sich der Aufstieg auf die im Wind leicht schwankende obere Plattform. Jetzt wäre eine warme Tasse Kaffee im nahe gelegenen Naturfreundehaus willkommen gewesen. Aber das hatte leider geschlossen. „Warum stehen da so viele Kiefern?“ wurde gefragt. „Weil Kiefern sandige Böden lieben, was ein Hinweis auf den Untergrund aus Sandstein ist“ lautete die Antwort. Und dann zieht eine mächtige, fast 400 Jahre alte Eiche, den Blick auf sich: Die „Eiche am roten Meer“. Rotes Meer? Kein Wasser weit und breit und schon gar kein rot gefärbtes. Nur eine flache Kuhle fällt auf. Diese war früher mit Wasser gefüllt und diente zum feucht Halten von ausgehöhlten Kiefernstämmen, die als Wasserrohre („Teuchel“) verwendet wurden und das Wasser rötlich färbten. Gerade noch scheinbar in freier Natur auf einem schmalen Pfad im Norden des Schlossberges, stand man plötzlich vor einer Mauer und dem trutzigen Pulverturm. Die mächtige Stiftskirche thront hoch über der Stadt, riesige Glocken davor weisen auf das Glockenmuseum im Turm hin. Einige Stufen und ein paar malerische Gassen weiter gelangte man zum Restaurant „Hasen“, in dem der Tag beschlossen wurde. Hans van Luijk bedankte sich im Namen der Gruppe ganz herzlich bei den Wanderführern und brachte noch einmal die wesentlichen Höhepunkte der Wanderung in Erinnerung.