Es gibt viele Wege. Um rasch und möglichst bequem von Ort zu Ort zu gelangen, bauen wir Straßen und Autobahnen. Damit wir uns in den Lüften bewegen können, haben wir Start- und Landebahnen gebaut. Wir nennen das Zeit gewinnen und möchten dabei keine Minute verlieren. Die Donnerstagswandergruppe der Ortsgruppe Aichwald hält von dieser Schnelligkeit wenig. Sie ist alle 14 Tage zu Fuß unterwegs. Vielfach sind die Wege nicht befestigt. Vielleicht sind gelegentlich Reiter mit ihren Pferden anzutreffen. Allenfalls scheinen noch Traktoren auf den Wegen zu fahren. Für die Wanderinnen war es am Donnerstag eine Wohltat für die Füße, auf solchen Wegen unterwegs zu sein. Die Landschaft, die die Gruppe durchwanderte, war für alle eine wunderbarer Anblick für die Augen, die sonst an Bildschirmen und Häuserfronten, in Verkehrsstaus und Einkaufszentren ermüden. Die Luft roch nicht nach Abgasen. Sie konnten neue Kräfte für den Alltag tanken. Sie kannten nicht das Ziel, sondern ließen sich davon überraschen, wohin der Wanderführer sie führt. Wir trafen uns am Alten Rathaus in Aichelberg. Nach der Begrüßung durch das Wanderführerehepaar Ingeborg und Robert Reineke ging es durch das Waldstück Fischerhau zum Aussichtspunkt Hirschkopf, auch Karlstein genannt. Der Karlstein ist ein Aussichtspunkt oberhalb des Weinortes Strümpfelbach im Remstal. Vor uns lagen die großen Strümpfelbacher Weinberge. Besonders viele alte Fachwerkhäuser hat Strümpfelbach bewahrt. Darunter das Rathaus von 1591. Auch ist Strümpfelbach ein geschichtsträchtiger Ort. Im Jahre 1793, am 7. Juni, wurde hier nach langen Querelen zwischen den Weinorten Endersbach und Strümpfelbach über die Benutzung des Waldgebiets Fischerhau, das oberhalb von Strümpfelbach liegt, ein Waldvergleich abgeschlossen. Die geschah durch die persönliche Vermittlung des Herzogs Karl Eugen. Dieser Tag blieb bis heute im Gedächtnis und zum Dank für die Vermittlung wurde, zunächst von Strümpfelbach allein, 1973 ein Gedenkstein, der „Karlstein“ gesetzt. Vom Hirschkopf aus lagen weite Ausblicke in den Raum Stuttgart und bis weit zu den Löwensteiner Bergen vor uns.
Nach einer kurzen Verschnaufpause wanderten wir zurück nach Aichelberg. Dort kehrten wir nach 1 ½ Std. Wanderzeit im Gasthaus „Ochsen“ zum gemeinsamen Mittagessen ein.