Bericht über die Sonntagswanderung am 19. September 2021

Der Herzog-Jäger Pfad bei Waldenbuch

Am Anfang war die Tafel mit Daten aus dem Leben des Herzogs Friedrich I. von Württemberg, welcher von 1595 bis 1606 herrschte. Binnen kurzem schien er sich jedoch aus dem Bild zu lösen und Gestalt anzunehmen in der Person des Wanderführers Walter Deringer. Er führte die neunköpfige Gruppe mit allerlei Geschichten aus des Herzogs Leben durch den Schönbuch bei Waldenburg. Dabei konnte er den französischen Akzent nicht ganz verbergen, auch wenn er sich rechtschaffen bemühte es seinen schwäbischen Untertanen gleich zu tun. „Mesdames, Messieurs, isch be naitré en Frankreisch en Mömpelgard. Aber weil meine Onkel Lüdwig, der Sohn vom Ülrich, dem „baise Utz“ keine Kinder hatte, ‚at man gesucht eine neue Erzog. Und da ‚at man misch genommen, pourqua? Weil isch der nächste Verwandte war.“
Und so ähnlich ging es weiter. „Herzog Friedrich“ erklärte an einem seiner wunderschönen Rastplätze, welche Tiere er hier beobachten konnte und musste sich über seine Jäger aufregen, die es nicht schafften, die Wildschweine im Zaum zu halten. Wenig später, an einer Blumen- und Schmetterlingswiese, rätselte er über die Elektroleitungen: „Oh, was ‚at man da für Stangen und Seile aus Eisen ‚ingestellt in meine formidable Wiese? Was macht man damit?“ Aber sehr viel Zeit für Überlegungen gab es nicht. Rasch war der Weg hinab ins Schaichtal gefunden und nach Überwindung von Wurzelwerk, und einem kleineren Graben fand sich die Gruppe am Ufer der Schaich wieder. „Warum ist ‚ier so eine breite Chaussee? Isch will doch nicht mit der Kutsche zum Jagen gehen. Mein Cheval braucht nix Weg.“ Und wenig später: „Ah, mein Lac de Karpfen! ‚abe isch angelegt zur Erinnerung an mein Fischteich in Mömpelgard. Magnifique! Und die Rosen de See – merveilleux.“
Eine kleine Weile blieb der Weg im Tal, immer dicht neben der teils durch urwaldartige Passagen mäandrierenden Schaich. Dann aber kam der Anstieg auf dem alten Verbindungshohlweg von Tübingen nach Waldenbuch. „Wo ist mein Pferd? Das ist so anstrengend.“
Man machte Pause. Dann tauchte auch schon die alte Jagdhütte auf. „Voila – Pause de midi!“
Kaum wieder unterwegs hielt „Herzog Friedrich“ neben einem Haufen aufgetürmter riesiger Steine an: “Diese Rochers ‚abe isch in ganz Deutschland verkauft. Wunderbares Baumaterial für Kirchen, Schlösser und Rathäuser. Voici – ein Stück vom Turm von Ülmer Münster, was musste repariert werden.“ Den weiteren Weg nach oben säumten riesige Kiefern. Die Schätzungen der Wanderer lagen zwischen 100 und 30 Metern. „Oh, ihr wollt wissen wie ‚och die genau sind? Meine Jäger können ganz genau sagen. Isch zeige euch, wie man macht!“ Und so ermittelte man, dass der Baum 42 Meter hoch sein musste.
Kaum auf der Höhe angekommen, ging’s auch schon wieder hinunter auf die Knaupwiesen. Dort stand eine Schaukel mit Sitzfläche für mehrere Personen. „Ah, eine neue Schaukel. Da ‚abe isch viel glücklische Stunden gesessen mit meine femme und meine 15 Kinder. Manschmal auch nur mit eine Mätresse.“
Hinter der Jungviehweide lud eine bequem anmutende Couch zum Ausruhen ein – dachte man – bis man sich draufsetzte und die Härte des Holzes zu spüren bekam.

Danach gab es noch ein paar Höhenmeter zu überwinden und dann war der Parkplatz wieder erreicht. „Au revoir“.