Bei der diesjährigen Stadtwanderung waren die Aichwalder im Stuttgarter Stadtbezirk Ost unterwegs. Die Wanderung begann an der U-Bahnhaltestelle Geroksruhe, verlief durch den Stadtteil Gänsheide hinunter zum Wagenburgplatz und von dort weiter über die Uhlandshöhe zum Urachplatz. Die recht bequeme Strecke (es geht meistens bergab) ist zwar nur ca. 5 km lang, aber es gibt viel zu sehen. Am Weg liegen mehrere Aussichtspunkte und viele eindrucksvolle Gebäude.
Die Gänsheide gehört zu den renommierten Gegenden Stuttgarts. Das bezeugen die vielen eindrucksvollen Gebäude, die es dort gibt. Hier seien nur die bedeutendsten erwähnt: die Villa Reitzenstein und das Robert-Bosch-Haus.
Die Villa Reitzenstein wurde zwischen 1910 und 1913 für Baronin Helene von Reitzenstein erbaut. Die Baronin bewohnte ihre Villa lediglich neun Jahre lang. Im Ersten Weltkrieg verließ sie Stuttgart. Während der Inflationszeit 1922 konnte das Land die Villa günstig erwerben. Die Villa wurde umgebaut und diente ab 1925 als Sitz des württembergischen Staatspräsidenten. Ab 1933 war die Villa Reitzenstein zwölf Jahre lang Sitz der Stuttgarter NSDAP-Parteileitung. Nach Kriegsende residierte dort der US-amerikanische Militärgouverneur, General Lucius D. Clay. Seit 1952 ist die Villa Reitzenstein der Amtssitz des Staatsministeriums Baden-Württemberg und des amtierenden Ministerpräsidenten.
Das Robert-Bosch-Haus (auch Villa Bosch genannt) ist der ehemalige Wohnsitz des Fabrikanten Robert Bosch bis zu dessen Tod 1942 und dient seit 1986 als Geschäftssitz der Robert-Bosch-Stiftung. Das Haus wurde 1910/11 für Robert Bosch gebaut und gilt als einer der letzten hochherrschaftlichen Villenbauten des späten Historismus in Stuttgart. Die Immobilie hat 25 Zimmer und ist denkmalgeschützt. Das weitläufige Areal um die Villa Bosch misst 13.000 m².

Geschichtlich interessant ist auch das Kanonenhäusle. Das markante kleine Häuschen hat früher dem Stuttgarter Brandschutz gedient. Es war die Unterkunft für die Brandwächter. Ein Brand in Esslingen um 1702, dem 200 Häuser zum Opfer fielen, war der Anlass das Stuttgarter Feuerschutzwesen zu verbessern. Die Stadt ließ im selben Jahr auf der Gänsheide eine Hochwacht erbauen, in der zwei „Lärmkanonen“ untergebracht waren, die im Brandfall von der Wachperson abgefeuert werden sollten.

Auf der Gänsheide gibt es aber nicht nur bemerkenswerte Gebäude, sondern auch tolle Aussichtspunkte. Zu nennen sind hier die Aussichtsplatte Heinrich-Heine-Höhe (früher Wieland-Wagner-Höhe), Aussichtsplatte Albrecht-Goes-Platz und der Aussichtspunkt Straußstaffel. Im Blickfeld liegen jeweils Teile der Innenstadt und die Höhen im Norden Stuttgarts.
Der einzige spürbare Anstieg bei dieser Wanderung (ca. 40 Höhenmeter) führte die Gruppe hinauf auf die Uhlandshöhe. Bekannt ist die Uhlandshöhe u. a. durch die Sternwarte Stuttgart, die Parkanlage Uhlandshöhe und die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe.
Die Sternwarte Stuttgart wurde 1922 vom Verein „Schwäbische Sternwarte e. V.“ errichtet. Sie wird von einem gemeinnützigen Verein unterhalten und von den Vereinsmitgliedern in ehrenamtlicher Tätigkeit betrieben.
Die große, 1862 durch den Verschönerungsverein Stuttgart geschaffene Parkanlage Uhlandshöhe, ist neben dem Schlossgarten und der Karlshöhe eine der wenigen größeren Grünflächen der Innenstadt. Hier gibt es einen weiteren Super-Aussichtspunkt.
Die Freie Waldorfschule Uhlandshöhe ist die erste Waldorfschule überhaupt. Sie wurde am 7. September 1919 eröffnet. Stifter war Emil Molt, der Direktor der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria, der den Kindern seiner Arbeiter eine zwölfjährige Bildung ermöglichen wollte. Leiter dieser Fabrikschule war Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie.
Von der Uhlandshöhe war es nicht mehr weit bis zum Urach-Platz. Von dort fuhren die Wanderinnen und Wanderer mit Bus und S-Bahn nach Bad Cannstatt zur Schlusseinkehr.
Der allgemeine Tenor am Ende der Wanderung war: wir haben viel gesehen, was wir sonst nicht gesehen hätten, es war schön!